„Ostwind erzähle – Westwind – nimm Grüße mit.“

Seit einem halben Jahrhundert erinnert der Schlänger Heimat-Gedenkstein an die Vertriebenen, die in der Gemeinde ein neues Zuhause gefunden haben. Und seit 1988 hat er am Hans-Winter-Platz mitten im Dorf seinen jetzigen Standort gefunden.  

Auf Initiative des damaligen Gemeindedirektors Hans Winter war der Stein in den frühen 70er Jahren auf den Weg gebracht worden. Winter war das Schicksal der Vertriebenen und Flüchtlinge sehr wichtig.

Die 20 Zentner schwere Stele aus Sandstein ist fast drei Meter hoch und hat eine Kantenlänge von 70 Zentimetern. Der Steinmetz Günther Sandmann aus Kalletal hat zehn Wappen hineingearbeitet aus den Regionen, aus denen Menschen nach Schlangen gekommen sind. Oben drüber steht der Spruch. „Ostwind erzähle – Westwind – nimm Grüße mit“.

Bei der feierlichen Einweihung im September 1974 waren rund 800 Gäste und Besucher dabei. Da stand der Heimatstein noch an der Kohlstädter Straße nahe dem Autohaus. Um den Stein und das Anliegen mehr in den Mittelpunkt des Dorfes zu rücken, zog er 1988 an seinen jetzigen Standort um.  Und seit mittlerweile 22 Jahren heißt der Platz auf dem er steht nach seinem „Initiator“ Hans – Winter – Platz.

Am Montag, 28. Oktober hatte die Gemeinde Schlangen zu einer Feierstunde eingeladen.

Schlangens Bürgermeister Marcus Püster begrüßte die Gäste und dankte allen für ihr Kommen. Er spannte den Bogen der Vertriebenen des zweiten Weltkriegs zur aktuellen herausfordernden Situation mit Asylsuchenden und Flüchtlingen. Der Hans -Winter-Platz mit dem Heimatstein sei ein öffentlicher Platz, der Jung und Alt zur Begegnung einlädt. Er dankte ausdrücklich allen, die den Platz pflegen und erhalten.

Heinz Kriete, Vorsitzender des Heimat– und Verkehrsvereins Schlangen, schilderte die Entstehungsgeschichte des Steins und zeigte Parallelen zur heutigen finanziellen Situation auf: „Die öffentliche Förderung hätte nur ein paar hundert D-Mark abgedeckt. Erst nach einem Spendenaufruf an die Schlänger Bürgerinnen und Bürger konnten die rund 7.000 Mark aufgebracht werden, die der Stein vor 50 Jahren gekostet hat.“ Er wies auf die bittere Ironie des jetzigen Standortes hin. Der Heimatstein steht nur wenige Meter von dem Ort entfernt, an dem der Adolf-Hitler-Gedenkstein stand. Also ein Denkmal für den Mann, der an der millionenfachen Vertreibung und Elend Schuld hat.

Rainer Hippauf vom Bund der Vertriebenen, Kreisverband Paderborn, fand auch bewegende Worte, um das lebenslange Trauma der Vertriebenen und Flüchtlinge in die heutige Zeit zu übersetzen: „Sagen Sie mal heute einem jungen Menschen: Du musst morgen um sechs Uhr am Bahnhof sein und darfst nur ein einziges Objekt in einem Koffer mitnehmen!“. Er betonte, dass auch Kinder und Enkel das Trauma der Entwurzelung ihrer geflüchteten Vorfahren im Gepäck hätten. Angesichts der aktuellen Sicherheitslage mit Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten zeigte sich Hippauf sehr bewegt und besorgt: „Als ob die Menschheit nichts gelernt hätte!“ 

 

Auf dem Foto sehen Sie Rainer Hippauf vom Bund der Vertriebenen , Kreisverband Paderborn, Schlangens Bürgermeister Marcus Püster und den Vorsitzenden des Heimat- und Verkehrsvereins Schlangen Heinz Kriete.

Quelle: Gemeinde Schlangen