Neisens: „Wir befürchten weitgehende negative Auswirkungen.“

PB / WLV. Zu einer Diskussionsrunde zum geplanten „Nationalpark Egge“ trafen sich Ortsverbandsvorsitzende und Ortslandwirte auf Einladung des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes und der Kreisstelle der Landwirtschaftskammer Paderborn am Dienstag (02.05.) in Lichtenau-Dalheim.

Kreisverbandsvorsitzender und Bauernpräsident Hubertus Beringmeier führte in den Abend ein. „Es ist wichtig, dass alle Betroffenen in den Prozess einbezogen werden, insbesondere die Grundstückseigentümer und die Grundstücksbewirtschafter. Wir als WLV haben bereits im letzten Jahr eine Resolution verfasst, die besagt, dass wir den neuen Schutzgebietsausweisungen nicht zustimmen, weil bereits 90 % der landwirtschaftlichen Flächen einen Schutzstatus haben. Dies macht uns insbesondere durch Vorgaben aus Brüssel und Berlin sehr zu schaffen“.

Als Referent des Abends sprach zunächst Dietmar Hupe, Vertreter der Landwirtschaftskammer NRW. Er referierte über die Entwicklung eines Nationalparks aus Sicht der Landwirtschaft, stellte Fakten dar und erläuterte fachliche Hintergründe.

Udo Neisens, CDU Fraktionsvorsitzender in Hövelhof, gab anschließend einen Überblick über die jahrzehntelange Diskussion rund um einen Nationalpark in OWL. Die Diskussion habe letztendlich mit dem Truppenübungsplatz Senne begonnen. Weil die Flächen aber nicht zur Verfügung stehen und auch der Prozessschutz dort nicht umgesetzt werden konnte, habe man seit dem Jahr 2011 weitere Flächen im Eggegebirge ins Auge gefasst. Der von der Landesregierung gewünschte regionale Konsens konnte letztendlich nicht erreicht werden und am Ende schien die Diskussion spätestens im Jahr 2018 beendet worden zu sein. In diesem Jahr wurde die Nationalparkplanung aus dem  Landesentwicklungsplan gestrichen. Die erneute Diskussion in der Region habe viele Beobachter überrascht. „Eigentlich gibt es keine neuen Argumente für einen Nationalpark“, so Neisens. Auch forderte er, im Rahmen des jetzt einzuleitenden Beteiligungsverfahrens, die betroffenen Stadt- und Gemeinderäte mit einzubinden. „Der regionale Konsens kann jedenfalls nicht mit einer landesweiten Umfrage begründet werden“, kritisierte Neisens.

Weiter bemängelten er und einige Teilnehmer die fehlende Transparenz zu dem laufenden Verfahren. Das Plangebiet sei nicht zusammenhängend, sondern vielmehr ein Flickenteppich. Ein Nationalpark muss nach der Gesetzesvorgabe aus großen zusammenhängenden Gebieten bestehen. 

Ein Landwirt äußerte sich so: „Wenn einmal ein Nationalpark da ist, kommt schnell mehr dazu“. Dann ließen sich die weiteren Entwicklungen nur schwer abschätzen. Herr Baron Franz-Josef von und zu Brenken, Vorsitzender des Waldbauernverbandes Bezirksgruppe Hochstift, gab zu bedenken, man verbrenne unglaublich viele Steuergelder. 

 

Viele Diskussionsbeiträge füllten den Abend

Auch Forstwirtin Johanna Dreps-Kahl erklärte: „Mir fällt kein Grund ein, der für einen Nationalpark spricht“. 

Am Abend kristallisierte sich heraus, dass man durch einen Nationalpark nicht mehr Artenvielfalt erzielen könne. Waldränder, die artenreichsten Bereiche eines Waldes, ließen sich beispielsweise nur durch aktive Forstwirtschaft erhalten.  

Ein Nationalpark führt im Wald zu einem Nutzungsverzicht. Mit der Ausweisung eines neuen Nationalparks gebe es weniger verfügbares heimisches, zertifiziertes Holz. Im Umkehrschluss müsse Holz importiert werden. Fremde Baumarten müsse man wieder entfernen, obwohl sie mit Sicht auf den Klimawandel zukünftig besser in diese Gegend passten. Ein ungenutzter Wald verrotte, hier sei die Klimabilanz gleich Null.

Die anliegenden Landwirte befürchten Bewirtschaftungseinschränkungen und negative Auswirkungen auf die Entwicklung ihrer Höfe. 

Nach längerer Diskussion stellte sich heraus, dass ein Nationalpark für die Menschen vor Ort nur Nachteile bringe. Es wurde einstimmig beschlossen, sich gegen die Pläne der Landesregierung massiv zu wehren.

Kreislandwirtin Susanne Mönnikes betonte im Schlusswort, wie wichtig hier klare Positionen seien und bedankte sich für die rege Beteiligung.

 

Bildunterschrift: Am regen Diskussionsabend nahmen unter anderem teil: von links nach rechts: Engelbert Kolsch, Christian Schopnie, Hubertus Beringmeier, Johanna Dreps-Kahl, Udo Neisens, Susanne Mönnikes, Baron Franz-Josef von und zu Brenken, Eduard Gockel und Stefan Berens. (WLV)