Die Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen in der Egge und in gesamt Ostwestfalen pflegen und schützen ihre Wälder schon seit vielen Jahrhunderten und für viele von uns ist der Wald Teil ihrer Erwerbsgrundlage. Auf Grund dieses, über Generationen währenden Engagements, der Pflege und sorgsamen, nachhaltigen Nutzung, hat sich die Egge so entwickelt wie wir sie heute vorfinden. Die Waldbesitzer haben diese schützenswerten Strukturen geschaffen und erhalten. Und aus diesem Grund sind mit großer Zustimmung des Waldbesitzes bereits heute weite Teile des Eggegebirges durch Naturschutzgebiete, FFH Gebiete und Landschaftsschutzgebiete geschützt. Dabei haben wir auch leider immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass Zusagen und Versprechen von Politikern im Zusammenhang mit den Schutzgebieten im Nachgang nicht eingehalten und die Bewirtschaftung trotzdem langfristig immer weiter eingeschränkt wurde. Genau diese Entwicklung fürchten wir auch bei der Ausweisung eines Nationalparks, eine schleichende Enteignung über viele Jahre, indem die Regularien auch auf benachbarten Flächen immer weiter verschärft werden. Bereits jetzt gibt es Forderungen seitens der Bezirkskonferenz Naturschutz bestimmte Nutzungen in einer Pufferzone rund um den Nationalpark zu verbieten. 

Viele besondere und sehr wertvolle Biotope, wie Bruchwälder, Moore, Schluchtwälder, Schutthänge, Felsformationen und weitere für den Artenschutz und die Biodiversität wichtige Lebensräume sind richtigerweise schon heute als §30 Biotope gesetzlich streng geschützt und eine Nutzung findet dort nicht statt. Auch in Zukunft sollten diese Strukturen geschützt bleiben, dazu gehört aber nicht nur der Verzicht auf eine forstwirtschaftliche Nutzung, sondern auch, dass solche sensiblen Bereiche weitestgehend vom Menschen ungestört bleiben! Ein auf Tourismus ausgelegter Nationalpark, der ja genau diese Besonderheiten vielen Menschen zugänglich machen bzw. näherbringen möchte, kann diese Bedingungen nicht erfüllen. 

Andererseits wird im Nationalpark in allen Bereichen, auch in weniger sensiblen Beständen, die Holznutzung vollständig verboten. Das ist mit Blick auf die Klimakrise kontraproduktiv! Holz als nachhaltiger, langlebiger und einziger heimischer Rohstoff speichert CO² langfristig. Aus der Nutzung genommene Bestände erreichen hingegen schon nach einigen Jahrzehnten ein fast ausgeglichenes Kohlenstoffgleichgewicht. 

Dass wir in Zeiten internationaler Spannungen und zu einem Zeitpunkt an dem uns die Risiken globaler Abhängigkeiten bewusstwerden, auf einen heimischen und nachhaltig produzierten Rohstoff verzichten, kommt erschwerend hinzu. 

Die Klimakrise wird auf weiten Teilen der Flächen im Eggegebirge zwangläufig zur nächsten Katastrophe führen. Fast die Hälfte der Flächen in der geplanten Gebietskulisse sind Kalamitätsflächen, die durch die Stürme und den Borkenkäfer in den letzten Jahren entwaldet wurden. Diese Flächen werden sich ohne aktive Wiederaufforstung fast ausschließlich wieder zu Waldbeständen mit hohen Fichtenanteilen entwickeln. Die Flächen müssen aktiv in stabile Mischwälder überführt und mit (zukünftig) standortgerechten Baumarten wieder aufgeforstet bzw. angereichert werden. 

Des Weiteren ist zu befürchten, dass die Wildschäden auf den angrenzenden Flächen weiter zunehmen, wenn die Bejagung im Nationalpark eingeschränkt wird. Dies führt zu höheren Kosten für Wildschutzmaßnahmen für neu angelegten Kultur bei benachbarten Forstbetrieben sowie zur flächendeckenden Entmischung von Naturverjüngung. 

Mit der Marke Nationalpark sollen mehr Menschen in die Region gelockt werden und gleichzeitig wird das Betretungsrecht im eigentlichen Nationalpark stark eingeschränkt. Es ist also davon auszugehen, dass sich der Besucherdruck zunehmend auch auf die angrenzenden Privatwälder verlagert, mit entsprechenden Folgen für die Verkehrssicherungspflicht sowie Probleme bei der Durchführung von Forstarbeiten. Damit verbunden sind steigende Kosten für die Eigentümer. 

Zuletzt müssen wir uns außerdem die Frage stellen ob in wirtschaftlich unsicheren Zeiten und bei sinkenden Steuereinnahmen die Errichtung und Unterhaltung eines Nationalparks wirklich Priorität hat. In Deutschland wird der Wald nach strengen Standards bewirtschaftet und die Biodiversität spielt eine wesentliche Rolle bei allen forstlichen Tätigkeiten, insofern halten wir einen zusätzlichen Schutzstatus mit hohen Kosten für den Steuerzahler schlicht für ungerecht. 

Ich, Johanna Dreps-Kahl, als Vorsitzende der Bezirksgruppe Hochstift des Waldbauernverbandes, danke den politischen Verantwortlichen vor Ort, dass Sie bis jetzt im Sinne des Waldes, der Waldbesitzer und der örtlichen Bevölkerung gehandelt haben und fordere Sie auf, sich auch weiterhin nicht von einer lauten und gut organisierten Minderheit zu einer Bewerbung drängen zu lassen. 

 

Quelle: Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband, Regionale Öffentlichkeitsarbeit Ostwestfalen-Lippe