Landwirtschaft Teil der Lösung bei Klima-, Umwelt- und Artenschutz.

Paderborn /wlv (Re) 2023 war für die heimischen Bauernfamilien ein anstrengendes Jahr. Die schwierige Ernte aufgrund des vielen Regens machte ihnen erheblich zu schaffen. Doch viel mehr Sorgen bereiten den Landwirten die Politik, mit immer mehr ausufernden Auflagen, pauschalen und praxisferneren Verbote und Verordnungen. Das Fass zum Überlaufen brachten kurz vor Weihnachten gleich zwei geplante Kürzungen der Bundesregierung im Zuge der Haushaltskonsultierungen: die Streichung der Steuererstattungen für Agrardiesel sowie die Rücknahme der Kfz-Steuerbefreiung. Die Schmerzgrenze sei absolut erreicht, kritisiert Hubertus Beringmeier, Bauernpräsident und Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Paderborn scharf. „Wir sind die einzige Berufsgruppe mit einer so überproportional hohen Belastung.“ Das sei unfair, führe zu noch mehr Wettbewerbsverzerrungen und sei mit all den anderen Bürden sowie Belastungen nicht mehr zu schaffen. Für ihn ist klar: Die Bundesregierung müsse die Kürzungen wieder zurücknehmen. Würde sie das nicht tun, würde der Berufsstand die Proteste ab Januar noch mal anziehen.

 

Von Nöten: Ein Wandel in der Agrarpolitik

Die geplanten Sparpläne zeigten ein weiteres Mal wie unberechenbar die Agrarpolitik für die Bauernfamilien sei. „Die Angst um unsere Zukunft ist groß“, so der Vorsitzende. „Wir brauchen eine dauerhafte und verlässliche Zukunftsperspektive.“ Von Nöten sei ein Wandel in der Agrarpolitik, „um unsere landwirtschaftlichen Betriebe auf Dauer zu stärken, gerade hinsichtlich Transformation zu mehr Nachhaltigkeit.“ Die Landwirtschaft sei Teil der Lösung beim Klima-, Umwelt- und Artenschutz. Schon heute produzieren Landwirte erneuerbare Energie, schwächen auf Acker, Grünland und im Wald die Folgen des Klimawandels ab, fördern die Biodiversität und stärken regionale Kreisläufe. So binden zum Beispiel laut „Bodenzustandserhebung Landwirtschaft“ des Bundesagrarministeriums landwirtschaftliche Böden in Deutschland insgesamt 2,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in Form von Humus, davon 1,3 Milliarden Tonnen in Äckern. Humus ist einer der wichtigsten natürlichen CO,-Speicher.

 

Beringmeier: „Alle wollen mehr Tierwohl, aber nur wenige wollen es bezahlen.“

„Wir brauchen mehr Raum für Innovationen, Technologieoffenheit und Unternehmergeist,“ untermauert der Vorsitzende. Erforderlich sei ein klares Bekenntnis zur heimischen und regionalen Landwirtschaft, mahnt er, „insbesondere für die Tierhalter. Wir brauchen dringend tragfähige Konzepte zur Weiterentwicklung der Tierhaltung.“ Alle wollten mehr Tierwohl, „aber nur wenige wollen es leider bezahlen.“

Ohne eine funktionierende heimische Landwirtschaft müssten mehr Lebensmittel aus Ländern importiert werden, wo keine so hohen Umweltstandards gelten, dazu noch mit langen Transportwegen verbunden. Dies sei keinesfalls nachhaltig und vor der geopolitischen Lage mehr als fragwürdig. Eine heimische Landwirtschaft gewährleiste eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln. Sie sei Garant für Frieden und Wohlstand in unserer Gesellschaft – und das mit so sicheren und qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln wie nie zuvor.

 

Verregnete Ernte: Nur mit der Tierhaltung können alle Ressourcen nachhaltig verwertet werden

Wie war die Ernte? Wochenlange Niederschläge zur Erntezeit im Sommer verregneten das Korn und sorgten für hohe Qualitätseinbußen und Verluste. Das Getreide litt so stark, dass es nicht mehr als Brotgetreide verwendet werden konnte, sondern häufig nur als Tierfutter. Bei noch schlechteren Qualitäten konnte es sogar nur energetisch in der Biogasanlage verwertet werden. Dies sei alles mit erheblichen Preisabschlägen verbunden. Beringmeier: „Wir können froh sein, dass wir unsere Tiere haben. Für uns Menschen nicht geeignete Ernteprodukte würden über die Tiere gut verwertet und so für unsere Ernährung nutzbar.

 

Regen auch im Herbst

Die nasse Witterung im Herbst sowie in der zweiten Jahreshälfte verzögerte und erschwerte auch die Ernte der Herbstfrüchte sowie die Herbstbestellung. So ließ der Regen mancherorts kaum das Roden zu, beispielsweise von Kartoffeln und Zuckerrüben. Ebenso gestaltete sich die Aussaat des Wintergetreides schwierig, teilweise konnte sie sogar gar nicht in den Boden gebracht werden.

 

Regen gut für Grundwasserspeicher

Vom Regen profitiert haben dagegen der Wald, die Wiesen und Weiden. „Die Erträge bei Grünland, also bei Heu und Grassilage für die Rinder, Pferde und Schafe, sind gut“, berichtet Beringmeier. Außerdem sind die Grundwasserspeicher aufgrund des Niederschlags nach den trockenen Jahren in den tieferen Bodenschichten wieder aufgefüllt.

 

Die nasse Witterung im Herbst verzögerte und erschwerte die Herbstbestellung. Foto: Florian Pottkamp

Quelle: Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband, Regionale Öffentlichkeitsarbeit Ostwestfalen-Lippe