Sie steht majestätisch an ihrem Platz. Von einem Hügel blickt die Winning-Mühle auf die weite, idyllische Sennelandschaft herab, während wir zu ihr hinaufblicken und uns wünschen, dass ihre Windräder sich doch nur einmal ganz kurz für uns drehen würden. Doch hier dreht sich gar nichts außer unseren Gedanken: Weshalb steht diese Mühle hier? Haben sich ihre Windräder wohl jemals gedreht und hat sie früher überhaupt etwas gemahlen? Die Windmühle sieht geradezu frisch gestrichen aus und erstrahlt in der Sonne in sattem Weiß und Dunkelrot, als würde das Gebäude noch regelmäßig genutzt. Doch wofür? Das Gebäude erfüllte nämlich tatsächlich nie eine für Mühlen typische Funktion. Sie mahlte kein Korn und auch ihre Flügel drehten sich nie. Das Bauwerk ist von einem niedrigen, weißen Gartenzaun aus Holz umgeben, der wohl am ehesten symbolisch für „Betreten verboten“ stehen soll. Aufhalten könnte uns der niedrige Zaun gewiss nicht, doch da das Betreten des Geländes tatsächlich von Seiten der British Army streng verboten ist, halten wir uns natürlich an die Regeln. Schließlich wollen wir nicht an der Winning-Mühle nicht ins Visier des Militärs geraten.

Die Name der Mühle stammt von der Winninghöhe. So heißt die kleine Anhöhe an der Bielefelder Poststraße auf der das Gebäude steht. Generalmajor von Winning war im Jahr 1892 Kommandeur der 26. Infanteriebrigade. Bevor die heutige Mühle stand, gab es übrigens schon eine Holzmühle an gleicher Stelle, die jedoch 1935 abgerissen wurde. An selbem Ort wurde danach zunächst ein Hochbunker errichtet, der als Beobachtungspunkt für Artillerie und als Orientierungspunkt bei Truppenübungen diente. Zusätzlich wurde mit einem Holzgerüst auf dem Bunker, einer aus verschiedenen Materialien bestehenden Verkleidung und entsprechenden Flügeln auch der alte Mühlenlook wieder hergestellt. 

Nachdem ein Blitzschlag diese erstaunlich echt aussehende Mühlenattrappe jedoch zerstört hatte, wurde im Jahr 1943 die bis heute stehende Version der Winning-Mühle konstruiert. Die wichtigste und gleichzeitig erstaunliche Funktion, die diese seitdem erfüllte, war offenbar, dass sie sage und schreibe dreimal, nämlich am 26. Mai 1965, am 7. Juli 1977 und am 12. Juli 1985 die Hintergrundkulisse für Truppenparaden bei drei Besuchen von Queen Elizabeth II. und Prinz Philipp bildete. An dem Tag im Jahr 1977 feierte die Queen dort sogar ihr 25-jähriges Thronjubiläum. Ob Queen Elizabeth II. wohl wusste, dass die Winning-Mühle gar keine echte, funktionierende Windmühle ist? (dr)

 

Quelle: Truppenübungsplatz Senne: Zeitzeuge einer hundertjährigen Militärgeschichte, herausgegeben von Uwe Piesczek. (Bonifatius-Verlag, 1992)