Zwischen Rostpanzern, einer Moosmauer und von der Natur eroberten Ruinen.

(dr) Wir fahren und fahren…und fahren. Unterwegs auf unserer nimmermüden Suche nach dem nächsten Lost Place passieren wir unsere bisherigen Stationen. Unser Weg führt uns vorbei am Albedyllturm, der zwischen den Bäumen hervorlugt, vorbei am Heidebahnhof und an der schönen Winning-Mühle, die auf ihrer kleinen Anhöhe thront. Hier fahren wir aufgrund der Schlaglöcher und des Kopfsteinpflasters nur noch 30 km/h, wenn gleich wohl mehr erlaubt wäre. All diese Lost Places ziehen im Auto wie Relikte einer vergangenen Zeit an uns vorüber. Die meisten von ihnen sind jedoch noch einigermaßen gut erhalten.  Auf der Panzerstraße in Richtung der alten Haustenbecker Dorfkirche unterwegs entdecken wir in der Ferne ein paar alte, rostige Panzer stehen. Wie lange die wohl schon dort stehen? Und warum räumt hier eigentlich keiner auf? Sonst steht hier ja nichts in der Landschaft herum…Andererseits: Vermutlich sind diese Panzerwracks über die Jahre hinweg schon zum Lebensraum einiger Tiere geworden und die Kriegsgeräte erfüllen auf diese Weise nun einen ganz neuen, ökologischen Zweck. Mit diesem Gedanken können wir uns anfreunden und tuckern gemütlich weiter, während wir vom Kopfsteinpflaster ordentlich durchgerüttelt werden.

Schließlich erreichen wir unser Zwischenziel: eine unscheinbare, niedrige Steinmauer in der Nähe der Kirchenruine. Wahrscheinlich würde sich im Vorbeifahren niemand für dieses von Moos überwachsene Konstrukt interessieren, so unscheinbar ist es. Doch durch unsere vorherige Recherche und den Tipp eines echten Sennekenners wissen wir: Es handelt sich hierbei um eine alte Schulmauer. Genau hinter dieser Mauer stand früher die alte Haustenbecker Schule und muss mit sich tummelnden Kindern ein Ort des prallen Lebens gewesen sein. Heute finden wir dort stattdessen die Ruhe der Natur: wild wachsendes Gras, Laub, Bäume, und vom Regen durchweichte Erde. Von der Schule ist leider nichts mehr übrig. Sie wurde offenbar abgerissen. Doch warum blieb die Schulmauer von der Abrissbirne verschont? Rätselhaft. Irgendjemand muss sich etwas dabei gedacht haben. Nahe der Schulmauer führt eine Böschung hinunter zu einem kleinen, fließenden Gewässer. Laut Google Maps handelt es sich dabei um den ehemaligen Mühlenteich Haustenbeck, dessen Wasser aus dem Haustenbach stammt. Dieser Ort wurde unseren Recherchen zufolge früher in Haustenbeck zum Wäschewaschen genutzt.

Wir setzen unsere Lost Place Entdeckungsreise fort und treffen nach einer Weile auf verschiedene Ruinen links und rechts am Wegesrand. Handelt es sich hierbei um frühere Haustenbecker Wohnhäuser oder vielleicht um damalige Geschäfte? Wohnten hier womöglich einmal Familien mit Kindern? Kaum vorstellbar, dass an Orten wie diesen damals das Haustenbecker Leben stattfand. Die auf skurrile Art und Weise postapokalyptisch anmutenden Mauerreste dieser Lost Places sind von Moos, Sträuchern und sogar bewachsen. Die Natur ergreift diese von Menschen verlassenen Lost Places Stück für Stück mit ihren sanften, grünen Händen und lässt sie nicht mehr los. Der Anblick sieht der in Serien wie The Walking Dead oder The Last of Us dargestellten, postapokalyptischen Umgebung erstaunlich ähnlich. Gefährliche Zombies sind hier zum Glück aber nicht in Sichtweite. So können wir uns beruhigt und von dieser idyllischen Tour inspiriert auf den Heimweg machen. Wo uns der nächste Lost Place Trip hinführen wird, steht noch in den Sternen. Ob es in der Senne noch etwas zu entdecken gibt? Oder wird es Zeit gänzlich neues Gebiet zu erkunden?