Anfang der 19. Jahrhunderts konnte man sagen, dass Haustenbecks Wohngrenzen sich jetzt ziemlich abgezeichnet hatten: von Langelau bis nach Taubenteich, vom Rotenbach bis vor die Ziegenstränge hatte das Dorf seinen bleibenden Umriss erhalten. Abgerundet war das Dorf nun auch soweit, bis auf wenige Ausnahmen, der Bestand an Familie voll war. Wer sich nun hier niederließ und neu baute, drängte nicht mehr hinein in die unberührte Senne, die neuen Kolonate entstanden nun zumeist durch Landabtrennungen von den bisherigen Stätten.

Haustenbeck hatte einen gehörigen Sprung gemacht, die Zahl der Stätten hatte sich in 30 Jahren verdoppelt und wurde daher vom Amtmann Krohn als großes Dorf bezeichnet. Er meinte, es sei zu groß geworden für eine Bauernschaft, denn der Bauerrichter und die Vorsteher könnten ihren Dienst nicht mehr versehen. Deshalb schlug er vor, den ganzen Umkreis der Neuwohnersiedlungen zu einer neuen Gemeinde zusammen zu fassen. Ein ausgefallener Plan und ein Zeichen dafür, wie sehr das anwachsende Dorf über die alten Vorstellungen von Haustenbeck hinausging. Im Endeffekt fiel dieser Plan aber durch und alle Stätten gehörten fortan zu einem einzigen Dorf.

Es ist nun auch weniger verwunderlich, dass so manche Einrichtungen, die seit der Dorfgründung und somit seit über 100 Jahren ihren Dienst getan hatten, nun nicht mehr ausreichen wollten. Sonntags beim Gottesdienst standen die Leute in den Gängen, weil sie in den Bänken keinen Platz mehr fanden. Nun wurden die Bänke gerückt, das Gestühl derart neu geordnet, dass die „alten und mittleren Wohner“ sich auf den alten Plätzen einrichteten, die Neuwohner aber auf der Empore Platz finden mussten und eine Prieche gebaut. Mit dem Ausdruck Prieche wird der vom allgemeinen Kirchengestühl abgesonderte Sitzplatz der höheren Stände einer Kirchengemeinde bezeichnet. Heute werden die einst als Amtsstuhl und Betstube unterschiedenen Sitzplätze gemeinsam Prieche genannt. Wer das Geld hatte und diesen Wohlstand auch zeigen wollte, ließ sich auf dem Chor einen besonderen Stuhl bauen, wofür unser Erbkrüger etwa die gute Summe von 34 Taler ausgeben konnte.

So ließ sich auch Heinrich Kehne, der Erbauer der heute hier abgebildeten Stätte Nr. 92, zusammen mit Jobst Walter von der Stätte Nr. 66 eine Bank für 27 Taler bauen. Die Stätte Nr. 92 wurde im Jahre 1812 erbaut und ging später an die Familie Dreimann über. (gs)