Die Haustenbecker Dorfkirche war früher ein barockes Bauwerk, in dem evangelische Messen abgehalten wurden. Heute sehen wir nur noch die Grundmauern des früheren Gotteshauses – Ruinen, die bei unserem Besuch vor Ort Teil eines Lichtspiels sind, das sich aus der späten Nachmittagssonne und den tiefen Schatten ergibt, für die sich die die Umgebung schmückenden Bäume verantwortlich zeigen. Urplötzlich vernehmen wir ein Knarren und Knarzen – ein kalter Schauer läuft uns über den Rücken. Bestimmt waren das nur die Äste im Wind, aber eine auf merkwürdige Weise romantisch gruselige Stimmung strahlt dieses teils in gelblich-orangenes Sonnenlicht getauchte, teils in dunkle Schatten gehüllte, ruinöse Kirchengemäuer inmitten der Natur dennoch aus. Ein alter, mit Gras überwucherter Grabstein in der Nähe des Kirchengeländes erinnert daran, dass die Toten zur damaligen Zeit noch direkt am Gotteshaus bestattet wurden. Nur etwa 150 Meter weiter befindet sich übrigens auch der Haustenbecker Friedhof, der ab 1912 als letzte Ruhestätte genutzt wurde und als einiger der wenigen Orte in der Senne auch besucht werden darf.

Das Betreten des Geländes, auf dem sich die Mauerreste der Haustenbecker Kirche befinden, ist jedoch strengstens untersagt – ganz so wie es sich für unsere bisherigen Lost Places gehört.

Dagegen war früher das Betreten dieses Ortes natürlich jahrhundertelang nicht verboten, sondern erwünscht. Denn die Kirche war seit ihrer Einweihung im September 1685 über mehrere Jahrhunderte hinweg als Mittelpunkt des Haustenbecker Dorflebens nicht mehr wegzudenken.

1755 wurde die Haustenbecker Kirche zu großen Teilen umgebaut. Der Steinhauermeister Hans Christoph Romberger aus Detmold tauschte die Fachwerkwände des Gebäudes durch Wände aus Kalkbruchstein aus. Zudem baute Ernst Klassmeier im Jahr 1906 eine Orgel mit neun Registern, die fortan für die musikalische Begleitung in der Kirche genutzt wurde. Als man in Haustenbeck 1937 die Nachricht erhielt, dass das Dorf aufgrund einer Erweiterung des Truppenübungsplatzes Senne aufgegeben werden muss, wurde das Kircheninventar größtenteils verkauft. Schließlich hielt Haustenbecks letzter Pastor Hans Held am 26. November 1939 den finalen Gottesdienst in der Haustenbecker Kirche ab. 

Danach nahm der Verfall des fortan ungenutzten und verlassenen Gebäudes über die Jahre seinen unaufhaltsamen Verlauf. Um diesem Verfall entgegenzuwirken, setzte sich der Heimat- und Verkehrsverein im Jahr 1997 mit umfassenden Renovierungsmaßnahmen für den Erhalt der verbleibenden Reste der altehrwürdigen Kirchenmauern ein.

Dennoch ist bei Betrachtung des heute denkmalgeschützten Gemäuers nur schwer zu erkennen, dass die Mauerreste einmal Teil einer stattlichen Kirche waren. Von der Kirchenpracht in Form von Glasfenstern, einer hölzernen Kanzel, dem Altar und dem Glockenturm aus Holz ist heute nichts mehr übrig. Stattdessen stehen wir vor einem Lost Place, der seinen Platz inmitten der unberührten Natur der Senne gefunden hat und mit ihr langsam zu verschmelzen scheint. Auch dieser Anblick hat ja durchaus einen gewissen, ganz eigenen Reiz. (dr)

 

Quellen für den geschichtlichen Hintergrund: https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelische_Kirche_Haustenbeck, Naturparadies Senne (Bonifatius-Verlag, Paderborn), Autor: Ludwig Teichmann